Johannes Göderitz
Johannes Göderitz, (*24.5.1888 Ramsin/Kreis Bitterfeld/ † 27.03. 1978 Braunlage/Harz) gehörte in Deutschland zu den bedeutenden Architekten, Städtebauern und Hochschullehrern im 20. Jahrhundert. Nach Studium der Architektur an der TH Charlottenburg und Ausbildung zum Regierungsbaumeister in der Preußischen Bauverwaltung war er 1921 „Assistent des Stadtbaurats“ Bruno Taut in Magdeburg geworden, dessen Amt er 1923 in kommissarischer Leitung übernahm. Nach seiner Wahl zum Stadtbaurat 1927 stand er in der Elbestadt an der Spitze der kommunalen Hochbauverwaltung und verantwortete auch die Stadtplanung und Stadterweiterung. In dieser Position lenkte Göderitz sämtliche kommunale Bauplanungen – von Volksbädern und Geschäftshäusern über den Bau von Industrieanlagen und Ausstellungsgebäuden bis hin zur Planung von gemeinnützigen Wohnsiedlungen – alles eingebettet in einen weitsichtigen Generalsiedungsplan und ergänzt durch detaillierte Grün- und Nutzflächenpläne.
Von den Nationalsozialisten 1933 seines Amtes enthoben, kam er 1936 nach Berlin in die Geschäftsführung der Deutschen Akademie für Städtebau, Reichs- und Landesplanung (vormals Akademie für Städtebau, Mitglied seit 1927). Dort half er schon in den frühen Vierziger Jahren den „Wiederaufbau kriegszerstörter Städte“ planerisch vorzubereiten und formulierte gemeinsam mit Roland Rainer und Hubert Hoffmann alle wesentlichen Grundzüge der erst 1957 veröffentlichten Schrift: „Die gegliederte und aufgelockerte Stadt“.
1945 fand er in Braunschweig einen neuen Wirkungskreis, wurde hier zum Stadtbaurat (Dezernent für Bauwesen) ernannt und lehrte an der TH (seit 1968 TU) in unterschiedlichen Positionen „Landesplanung, Städtebau und Wohnungswesen“. 1960-62 hatte er das Direktorium des „Instituts für Städtebau und Wohnungswesen“ der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung an der TU München inne. 1960-1968/70 war er Lehrbeauftragter für Raumordnung und Landesplanung an der TU Braunschweig. Während seiner Braunschweiger Jahre entwickelte sich Göderitz vom verbeamteten Stadtbaurat zu einem anerkanntem Stadtbautheoretiker und Wissenschaftler – zu einem „Altmeister der Städtebauplanung“ (Braunschweiger Zeitung 1978).
Ihm wurden zahlreiche Auszeichnungen zuteil, darunter schon 1953 die Ehrendoktorwürde der TU Berlin „in Anerkennung seiner außerordentlichen Verdienste als Architekt und Leiter großstädtischer Bauverwaltungen“. – Weitere Auszeichnungen: 1956 Cornelius-Gurlitt-Plakette der Deutschen Akademie für Städtebau- und Landesplanung, 1958 Goldene Medaille der Stadt Braunschweig, 1962 Berufung in den Arbeitskreis „Stadterneuerung“ (Bundesministerium für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung), 1963 Großes Bundesverdienstkreuz (Halskreuz), 1964 Berufung in den Wissenschaftsrat der Gesellschaft für Wohnungs- und Siedlungswesen (GEWOS), Hamburg (1975 Ehrenmitglied), 1965 Heinrich-Plett-Preis für seine Verdienste um den Wohnungs- und Städtebau, 1966 Berufung in den Arbeitskreis „Städtebau“ beim Bundesminister für Wohnungswesen und Städtebau, 1968 Vorsitzender der Klasse „Bauwissenschaften“ der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 1968 Ehrensenator der TU Braunschweig.
Olaf Gisbertz
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Aufgrund von weiteren, neuen Erkenntnissen zur Biografie von Johannes Göderitz werden seine Aktivitäten insbesondere für die Jahre 1936 bis 1944 gegenwärtig überprüft.
Johannes-Göderitz-Stiftung, Braunschweig im Juli 2021
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Literaturhinweise
Olaf Gisbertz: Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik. Berlin: Gebr.-Mann Verlag 2000.
Olaf Gisbertz: „…mit Geist und Witz“ – Johannes Göderitz als Architekt und Städtebauer. In: Der Architekt, 06/2000, S. 48-51.
Olaf Gisbertz: Städtebau. In: Wilhelm, Karin und Olaf Gisbertz; Detelf Jessen-Klingenberg und Anne Schmedding: Gesetz und Freiheit. Der Architekt Friedrich Wilhelm Kraemer (1907-1990). Berlin: Jovis. 2007. S. 55-63.
Olaf Gisbertz: Autodidakt und Alleskönner. August Endell im Bröhan-Musuem Berlin. In: Kunstchronik, 65. Jg. H. 11. Nov. 2012. S.535-540, bes. 539 f.
Olaf Gisbertz: Marke und Mythos – Braunschweiger Schule. In: Philipp-Klaus, Jan und Kerstin Renz (Hg.). Architekturschulen. Programm, Pragmatik, Propaganda. Tübingen: Wasmuth-Verlag 2012, S. 1591-71.
Olaf Gisbertz: res publica – Nachkriegsmoderne und Architekturkritik. In: ders. (Hg.) Nachkriegsmoderne kontrovers. Positionen der Gegenwart. Berlin: Jovis 2012, S. 20-39.
Harmen Thies: Johannes Göderitz in Braunschweig. Kontinuitäten eines Jahrhunderts. In: Zwischen Traum und Trauma. Städtebau der Nachkriegsmoderne. Hrsg. von Jörn Düwel und Michael Mönninger: Zwischen Traum und Trauma: Stadtplanung der Nachkriegsmoderne. Berlin: DOM 2011, S. 187-197.